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Mache ich mir etwas vor?

Wer einen Mann kennenlernt und sich verliebt, kann leider nicht immer sicher sein, ob er es auch ernst meint. Die Gefahr, sich Illusionen zu machen, ist groß.

Man begegnet einander, findet einander sympathisch und entdeckt so manche Gemeinsamkeit. Man verliebt sich, geht eine Partnerschaft ein und lebt glücklich und zufrieden bis ans Lebensende. So oder so ähnlich stellen sich die meisten Menschen die Dramaturgie der großen Liebe vor.

Die Realität kann mit diesem Idyll jedoch kaum mithalten. So groß das Prickeln in der Anfangsphase auch sein mag, so hoch können in dieser Zeit auch die Hürden sein. Einer der größten Brocken auf dem Weg zu einer harmonischen Langzeitbeziehung ist die brennende Frage, ob es der Märchenprinz auch tatsächlich ernst meint!

Gut gemeinte Tipps aus dem sozialen Umfeld sind da in den meisten Fällen auch nicht sinnvoll. Da bekommt man zu hören: „Wenn er bloß mit dir spielt, vergeudest du nur deine Zeit!“ Nicht minder beliebt: „Wenn er dich liebt, will er auch mit dir zusammenziehen!“ Diese Sprüche zeugen zwar vom Bemühen der Freunde und Freundinnen, die Betroffenen vor Enttäuschungen zu bewahren. Wirklich hilfreich sind sie allerdings nicht!

Das liegt daran, dass die Psyche und die Denkweise der Männer völlig falsch eingeschätzt werden. Dieser Irrtum und das daraus resultierende Fehlverhalten kann sogar eine Abwärtsspirale in Gang setzen, welche ein Paar immer weiter hinunterzieht! Man kann davon ausgehen, dass es viele glückliche Partnerschaften nicht gäbe, wenn die Damen auf die Ratschläge ihrer Freundinnen gehört hätten. In diesem Fall wäre „gut gemeint“ ganz klar das Gegenteil von „gut gemacht“!

Unterschiedliches Tempo

Was die „Beraterinnen“ dabei vollkommen unterschätzen, ist die unterschiedliche Sicht von Frauen und Männern, was eine „feste Beziehung“ betrifft! Davon weiß die 34-jährige Nathalie ein Lied zu singen. „Robert und ich waren in einer schwierigen Situation! Nach zwei Jahren war ich völlig sicher, dass er der Richtige war. Also wollte ich mit ihm zusammenziehen. Er wollte sich aber noch nicht festlegen und trat bei meinen Vorstößen immer wieder auf die Bremse.“

Natürlich war Nathalie enttäuscht. Und zur Demütigung, einen Korb zu bekommen, kamen auch noch die Kommentare aus dem Freundeskreis. Ihre Vertrauten rieten ihr sogar, die Beziehung mit ihm zu beenden. Nur so wäre sie frei für einen Mann, der es ernst mit ihr meint.

Nathalie verließ sich aber zum Glück lieber auf ihr Bauchgefühl und hörte nicht auf die Freundinnen. „Ich war davon überzeugt, dass Robert mich liebte. Und ich glaubte nicht, dass er mit mir spielte. Ich spürte, dass er einfach noch nicht bereit war. Und ich hatte den Eindruck, mein Drängen würde ihn eher verschrecken, während sich etwas Geduld bezahlt machen würde …“

Vielleicht erinnerte sich Nathalie auch an die Anfangsphasen früherer Beziehungen. Da war es mehrmals vorgekommen, dass sie jemanden attraktiv gefunden, aber dann doch rasch das Interesse verloren hatte. Möglicherweise hatte Nathalie daraus gelernt!

Da war ein Mann dabei gewesen, der sich Hals über Kopf in sie verliebt hatte. Er hatte sie mit seiner Liebe geradezu erdrückt und hätte sie am liebsten sofort geheiratet. Natürlich war ihr das zu schnell gegangen. Ein anderer Verehrer war schon beim ersten Date auf jeden Mann eifersüchtig gewesen und hatte mehrmals für unangenehme Szenen gesorgt. Erst Robert war cool und gelassen an die Sache herangegangen. Und gerade das hatte Nathalie so fasziniert …

Richtiges Timing

Obwohl sie sich angesichts seiner kühlen Distanziertheit nicht gleich in ihn verliebt hatte, hatten die beiden unvergessliche Stunden miteinander erlebt. Da die Beziehung etwas Unverbindliches hatte und man keinen Druck auf den anderen ausübte, spross die Knospe der Liebe zwar zart, aber unaufhaltsam …

Wenn eine Partnerschaft dauerhaft klappen soll, dann muss sie reifen – wie eine Blüte! Zunächst müssen die Betroffenen ausreichend Vertrauen entwickeln, damit sie sich ganz aufeinander einlassen können. Und erst dann können sie sich auch fallen lassen!

So gesehen waren Nathalie und Robert eigentlich auf einem guten Weg gewesen – hätte sich da nicht ein kleines Problem eingeschlichen! Sie war bald schon überzeugt davon gewesen, dass er der Richtige für sie war. Daher wollte sie auch den nächsten Schritt wagen. Doch leider war Robert dafür noch nicht bereit …

Nathalie hatte den einstigen Verehrer zunächst genau unter die Lupe genommen. Sie wollte einfach feststellen, wie sehr sie mit ihm harmonierte. Und genau das tat Robert jetzt mit ihr. Das bedeutete nicht, dass er sie nicht genug lieben würde. Es lag einfach daran, dass Männer für diese „Testphase“ länger brauchen als Frauen! Bevor es endgültig ernst wurde, wollte Robert sicherstellen, dass Nathalie die Richtige war!

Die passende Strategie

In dieser „Testphase“ konnte Nathalie viel richtig und viel falsch machen! Ganz falsch ist es in diesem Stadium, Forderungen zu stellen und das Gegenüber unter Druck zu setzen. Das kann beim Mann rasch Zweifel wecken, ob seine Holde wirklich die Richtige ist. Im schlimmsten Fall könnte Robert aus Panik die Beziehung beenden und sich aus dem Staub machen …

Falls Sie sich in einer solchen Lage befinden, müssen Sie sich in Geduld üben. Geben Sie sich gelassen und unabhängig und zeigen Sie Ihrem Liebling damit, dass Sie nach wie vor cool und entspannt sind! Damit beweisen Sie, dass Sie noch immer ein selbstbewusster Mensch sind, der auf eigenen Beinen stehen und auf sich aufpassen kann! Nur auf diese Weise geben Sie ihm das Gefühl, ihm auf Augenhöhe zu begegnen. Und nur so sind Sie der Mensch, mit dem er möglicherweise sein ganzes Leben verbringen will …

Wenn Sie das verabsäumen, vermitteln Sie ihm den Eindruck, einen Beschützer und eventuell sogar einen Ernährer zu suchen. Signalisiere Sie auch noch, dass Sie im Gegenzug bereit sind, sich zu unterwerfen, so nimmt er Sie nicht als ebenbürtige Partnerin wahr. Er wird sich nach und nach von Ihnen entfernen und früher oder später ganz das Interesse an Ihnen verlieren …

Glücklicherweise hörte Nathalie auf ihren Instinkt und nicht auf die Ratschläge aus dem Freundeskreis. Sie ließ die Partnerschaft mit Robert weiterhin ruhig angehen und vermied es, ihn unter Druck zu setzen. Ihre Geduld machte sich bezahlt, denn ihre Taktik ging voll und ganz auf. Es vergingen noch ein paar Monate, aber schließlich meinte Robert eines Morgens, dass eine gemeinsame Wohnung doch schön wäre …